

Vitamin D – Nicht nur für starke Knochen, sondern auch für ein starkes Immunsystem
Das fettlösliche Vitamin D zählt zur Gruppe der hormongleichen Calciferole (Seco-Steroide). Vitamin D wird über die Nahrung aufgenommen, es wird aber auch in der Haut unter Sonneneinstrahlung aus der Vitamin-D-Vorstufe 7-Dehydrocholesterol gebildet.
Dabei unterscheidet man zwischen zwei Unterformen: Vitamin D2 und D3. Vitamin D2 (Ergosterol) ist die Form, die in Pflanzen vorkommt. Vitamin D3 (Cholecalciferol) entspricht der natürlichen Form von Vitamin D, die vom Körper selbst gebildet wird und auch in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Vitamin D2 weist dabei allerdings nur 1/3 der biologischen Aktivität von Vitamin D3 auf.
Vitamin D und Zufuhrsempfehlungen
Die RDA (recommended daily allowance) von Vitamin D beträgt 5 µg, das entspricht 300 I.E. (Internationale Einheiten).
Ungefähr die Hälfte des Vitamin D aus der Nahrung wird im Dünndarm aufgenommen. Es wird über passive Diffusion resorbiert und in der Leber zu 25-Hydroxy-Vitamin D3 (Calcidiol) umgewandelt. Calcidiol ist die Speicherform des Vitamin D3. Es wird in der Muskulatur und im Fettgewebe gespeichert, geringe Mengen sind auch in der Leber zu finden. Die Versorgung des Körpers lässt sich mit Hilfe des Blutspiegels des 25(OH)Vitamin D3 bestimmen.
Tabelle Vitamin D Normwerte
Normalwert | 40 – 80 ng/ml |
Insuffizienz | 10 – 35 ng/ml |
Mangel | kleiner als 10 ng/ml |
Toxischer Bereich | größer als 80 ng/ml |
Boarderline | Werte unter 30 ng/ml führen zu einer vermehrten Aktivität des Parathormones |
Die physiologischen Funktionen von Vitamin D3 sind vielfältig. Es ist nicht nur wichtig für gesunde Knochen, sondern auch für die Zellteilung, das Immunsystem und die Synthese von Botenstoffen und Hormonen benötigt Vitamin D.
Ein erhöhter Vitamin D Bedarf liegt vor bei
- Chronischen Nieren- und Lebererkrankungen
- Verminderter Sonnenexposition in den nördlichen Breiten (in Europa etwa nördlich von Mailand);
- Fettverwertungsstörungen (chronische Darmerkrankungen, fettarme Nahrung oder Therapie mit Fettresorptionshemmern);
- Schwangere, stillende Frauen und Neugeborene
- Senioren, da ältere Menschen eine reduzierte Hautsynthese (der Gehalt an 7-Hydroxy-Cholesterol in der Haut ist altersabhängig) und eine verminderte renale Aktivierung aufweisen

Vitamin D und Infektanfälligkeit
Vitamin D kann zwar vom Körper selbst gebildet werden, in unseren Breiten reicht aber die Sonneneinstrahlung vor allem von September bis Mai nicht aus, um genügend zu bilden. Somit leiden viele Menschen in der dunklen Jahreszeit an einem Vitamin D-Mangel, der sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Aufgrund dieses saisonalen stark schwankenden Vitamin D Spiegels sind wir also in dieser Zeit infektanfälliger.
Daraus stellt sich dann natürlich auch die Frage: Könnte eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D vor Infekten schützen?
Vitamin D gilt ohne Frage als wichtiger Modulator sowohl des angeborenen als auch des adaptiven Immunsystems. Es trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei, indem es dafür sorgt, dass sich die Abwehrzellen im Fall einer Infektion vermehren. Vitamin D aktiviert die Differenzierung der T- und B- Lymphozyten und der Monozyten zu Makrophagen, zudem führt zu einer Erhöhung der Makrophagen-Aktivität und reguliert den TNF-α-/CRP-Spiegel. Außerdem wirkt es entzündungshemmend. Ein Vielzahl von Studien bestätigen den Einfluss von Vitamin D auf das Immunsystem und zeigen zudem, dass ein Mangel mit einer erhöhten Anfälligkeit für virale Infektionen in Verbindung steht.
Erkältungen – Eine Vitamin-D-Einnahme kann nachweislich das Risiko senken, eine Erkältung zu bekommen. Dabei war die Wirkung bei einem schweren Mangel am größten.
Harnwegsinfekte – Ähnliche Wirkungen wurden auch für Harnwegsinfekte wie Blasenentzündungen nachgewiesen. Hier kann ein ausgeglichener Vitamin D Spiegel Harnwegsinfekte vorbeugen und zugleich die Beschwerden der Infektion lindern.
COVID-19 – Da ein Vitamin-D-Mangel zu einer beeinträchtigten Immunantwort führen kann, wurde Vitamin D auch mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko im Zusammenhang mit COVID-19 in Verbindung gebracht. Aktuellste Studien deuten darauf hin, dass ein Vitamin D- Mangel zu einer erhöhten Viruslast, Immunschwäche und einem Zytokinsturm (erhöhte Konzentration entzündungsfördernder Zytokine) bei Covid-19-Patienten führt. Im Gegensatz dazu kann die Einnahme von Vitamin D gleich mehrere Mechanismen des Immunsystems modulieren und dabei helfen das Virus einzudämmen. Dabei wird sowohl der Eintritt in den Körper als auch die Replikation des Virus erschwert. Zusätzlich kommt zu einer Verringerung der Konzentration entzündungsfördernder Zytokine und zu einer Erhöhung der Konzentration entzündungshemmender Zytokine. Auch die Produktion eines natürlichen antimikrobiell wirkenden Peptides wird erhöht und Abwehrzellen wie Makrophagen werden zur Zerstörung des SARS-CoV-2 aktiviert.
Einnahmeempfehlungen
Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin und sollte daher morgens oder abends zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Fett aus der Mahlzeit steigert nämlich die Aufnahme im Darm.
Praxis-Tipp für Veganer
Aus Flechten isoliertes natürliches Vitamin D3 stellt eine 100%ige pflanzliche Variante für Vitamin D dar und ist daher auch für Veganer geeignet.
Literatur
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