Aminosäuren Kompakt – Kleinste Bausteine allen Lebens

Bewegungsapparat - Darm - Energiestoffwechsel - Entzündung - Immunsystem - Herz-Kreislauf - Well-Aging

Aminosäuren sind die elementaren Bausteine der Proteine im Körper. Sie sind Basis für alle Körperzellen und unerlässlich für Körperfunktionen wie Wachstum, Muskelaufbau oder diverse Stoffwechselvorgänge. Von den insgesamt 20 proteinogenen Aminosäuren gelten acht für den Menschen als essentiell.

Essentielle und nicht essentielle Aminosäuren

Essentielle Aminosäuren kann der Körper nicht selbst bilden. D.h. sie müssen täglich über die Nahrung zugeführt werden, um die Funktionsfähigkeit des Körpers zu erhalten. Bei unzureichender Aufnahme entsteht ein Mangel, der über einen längeren Zeitraum viele Stoffwechselvorgänge lahmlegen kann. Zu den essentiellen Aminosäuren zählen Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.

Semi-essentielle Aminosäuren (bedingt lebensnotwendig) können vom Körper aus anderen Aminosäuren selbst gebildet werden. Allerdings können sie in bestimmten Situationen (Wachstum, Schwangerschaft, Krankheit oder starker körperlicher Aktivität) als essentielle AS eingestuft werden. Histidin (essentiell für Säuglinge), Arginin, Cystein und Tyrosin zählen zu diesen AS. Nicht essentielle AS sind Alanin, Asparagin, Asparaginsäure, Glutamin, Glutaminsäure, Glycin, Prolin und Serin.

Aminosäuren als Proteinbaustein

Die wichtigste Aufgabe der Aminosäuren (AS) für den menschlichen Organismus liegt in ihrer Funktion als Eiweißbaustein. Als Strukturproteine sind AS das Stützgerüst des Organismus in Kollagen, Haaren, Nägeln, der Matrix, in Elastin, Keratin und Myosin. Kontraktile Proteine sind Bestandteil der Muskulatur (Myosin und Aktin). Als Enzyme wirken sie als Katalysatoren vieler biochemischer Reaktionen und erfüllen so eine antioxidative und antientzündliche Funktion (Mylase, Lipase, Pepsin, Trypsin, Katalasen, Peroxidasen und Proteasen). Des Weiteren sind AS die Bausteine für Transport- und Carrier-Proteine zur Beförderung wichtiger Moleküle. Beispiele hierfür sind Hämoglobin, Plasmaalbumine, Calcium-bindendes Protein und Metallothioneine. Als Regulationsproteine sind sie für die Steuerung und Koordination chemischer Reaktionen in Form von Hormonen verantwortlich (z.B. Insulin, Oxytocin). Schutzproteine dienen zur Aufbewahrung von Substanzen für zukünftigen Bedarf und spielen eine essentielle Rolle für die Blutgerinnung (Thrombin, Fibrin, Fibrinogen), das Immunsystem (Immunglobuline, Interleukine) und als Speicherproteine (Ferritin = Eisenspeicherung). Außerdem sind sie als Kontrollproteine an der Regulation verschiedener Abläufe im Organismus beteiligt, wie z.B. an korrektem Ablesen der DNA. Fehlen Aminosäuren wirkt sich das grundlegend auf die Gesundheit aus.

Aminosäuren als Vorstufen körpereigener Substanzen

Aminosäuren sind Vorstufen von Neurotransmitter. Aus der essentiellen Aminosäure L-Phenylalanin wird L-Tyrosin gebildet, beide sind Precurser für Adrenalin, Noradrenalin und das Schilddrüsenhormon Thyroxin. Aus L-Tryptophan kann das Glückshormon Serotonin und das Schlafhormon Melatonin hergestellt werden. Aus L-Histidin wird Histamin gebildet und aus L-Glutaminsäure (Glutamat) Gamma-Aminobuttersäure (GABA). GABA ist neben Serotonin der wichtigste dämpfende (inhibitorische) Neurotransmitter des Zentralen Nervensystems (ZNS). Die Aminosäure L-Arginin ist die Vorstufe für Stickstoffmonoxid (NO). NO wiederum steuert die Entspannung der Gefäße, bewirkt eine Senkung des Blutdrucks und eine verbesserte Durchblutung. Zudem unterstützt L-Arginin den Körper bei der Regulierung und Steuerung des Immunsystems.

Zudem sind Aminosäuren aber auch Vorstufen von verschiedenen körpereigenen Oligopeptiden (AS-Derivaten) wie L-Carnitin (L-Lysin + L-Methionin), Coenzym Q10 (L-Phenylalanin + L-Tyrosin) und Coenzym A (L-Cystein + Vitamin B5 + ADP), dem wichtigsten körpereigenen Antioxidans L-Glutathion (L-Glutamat + Glycin + L-Cystein), Kreatin (L-Arginin + Glycin + Cofaktor Methionin) und dem Glukosetoleranzfaktor (Glutamat + Glycin + L-Cystein + Vitamin B3 + Chrom).

Aminosäuren Indikationen

Aminosäuren beeinflussen so gut wie alle Funktionskreisläufe und Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper. Dazu zählen das Immunsystem, Herz-Kreislauf, Nierensystem, Zucker- und Fettstoffwechsel, das Verdauungssystem, Gehirn und Nerven. Sie üben durch Hormone und Enzyme einen Einfluss auf das Gewicht aus, die Knochen-, Knorpel und Bindegewebebildung, die Mitochondrien und unterstützen eine gesunde Leberfunktion und die Entgiftung.

  • Allergien: Aminosäuren besitzen immunmodulierende und antihistaminische Eigenschaften und können den Histaminabbau bei allergischen Reaktionen beschleunigen.
  • Antioxidantien: Sekundäre Pflanzenstoffe und Aminosäuren als Vorstufen für körpereigene Antioxidantien reduzieren effektiv den körpereigenen oxidativen Stress.
  • Leber- und Entgiftungsfunktion: Aminosäuren stärken die Leberfunktion und sind wichtige Co-Faktoren bei Entgiftungsprozessen.
  • Sport und Leistungsaufbau: Aminosäuren fördern den Strukturaufbau der Muskulatur und verbessern die Energiegewinnung.
  • Körpereigene Hormone: Aminosäuren sind als Vorstufe von Hormonen essentiell für eine gesunde Schilddrüsenfunktion und eine Vielzahl von Stoffwechselvorgängen.
  • Herz-Kreislauf: Aminosäuren spielen eine wichtige Rolle für ein gesundes und starkes Herz.
  • Darmgesundheit: Der Darm benötigt Aminosäuren für seine vielfältigen Funktionen.
  • Immunsystem: Aminosäuren sind wesentliche Bausteine der körpereigenen Immunabwehr und wirken als Antioxidantien.
  • Nervensystem und Psyche: Aminosäuren üben als Vorstufen von Neurotransmittern einen wesentliche Einfluss auf den Nerven- und Gehirnstoffwechsel aus.
  • Entzündungen: Aminosäuren haben eine antiinflammatorische Wirkung und zählen mit antientzündlichen Pflanzenstoffen zur Standarttherapie bei entzündlichen Gelenkserkrankungen.
  • Haut und Knochen: Aminosäuren bilden die Grundsubstanz für jedes Körpergewebe und verleihen der Haut und dem Bindegewebe Festigkeit und Straffheit. Auch ein funktionierender Knochenstoffwechsel ist auf eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren angewiesen.

Mehrbedarf an Aminosäuren

Eine zusätzliche Supplementierung von essentiellen Aminosäuren dient dazu, den individuellen (Mehr-)Bedarf an essentiellen Aminosäuren sicherzustellen. Zu einem erhöhten Bedarf kommt es bei Kraft- und Ausdauersportlern, übergewichtigen Personen, Schwangeren, Senioren, bei einseitiger, aminosäurearmer Ernährung, bestehenden Stoffwechselstörungen bzw. bei bestimmten Erkrankungen wie Magen-Darmerkrankungen, Diabetes, Leberstörungen, Nierenleiden, Lungenentzündung und Osteoporose.

Ein Mangel an Aminosäuren hat breitgefächerte Folgen. Ohne die richtigen Aminosäuren kommt es zu Funktionsstörungen des Immunsystems, des Nervensystems und des Hormonsystems sowie der Verdauungs- und der Muskelfunktion. Eine ausgewogene Aminosäurebilanz ist daher Voraussetzung für eine gesunde Struktur und Funktion des Körpers. Damit AS ihre Funktion erfüllen können, benötigen sie wichtige Co-Faktoren wie Vitamine und Mineralstoffe. B-Vitamine und Zink stellen dabei besonders wichtige Co-Faktoren dar. Vitamin B6 ist essentiell für einen funktionierenden Eiweiß- und Energiestoffwechsel. Darüber hinaus trägt es zur Bildung roter Blutkörperchen bei, die die Körperzellen mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen. Vitamin B6 fördert zusätzlich die gesunden Funktionen des Immun- und Nervensystem.

Praxistipp

Aminosäuren sollten in der Regel auf leeren Magen eingenommen werden, da dann keine Konkurrenz bei der Aufnahme der Nahrungsproteine entsteht. Zur Vermeidung unerwünschter Wirkungen sollten Ergänzungen mit Aminosäuren immer in Form von Reinsubstanzen (100% Wirkstoffgehalt) ausgewählt werden – ohne Zusatz von künstlichen Aromen, Süßungsmitteln, Trennmitteln und technischen Füllstoffen.

Nährstofftipps

Essentielle Aminosäuren

Aminosäurekomplex und Co-Faktoren für eine optimale Basisversorgung

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S-Adenosyl-L-Methionin (SAMe)

Aktive Form der essentiellen Aminosäure L-Methionin

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L-Carnitin

Zur Verbesserung der Energieversorgung und körperlichen Leistungsfähigkeit

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Reduziertes L-Glutathion

Antioxidativ, entgiftet und immunstärkend

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L-Lysin fürs Immunsystem

Essentielle Aminosäure mit den Co-Faktoren Vitamin C und Zink

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Literatur

  • Rose AJ (2019). Amino Acid Nutrition and Metabolism in Health and Disease. Nutrients. 11(11):2623.
  • Flynn NE, et al (2020). Amino Acids in Health and Endocrine Function. Adv Exp Med Biol. 1265:97-109.
  • Hou Y, Wu G (2018). Nutritionally Essential Amino A-cids. Adv Nutr. 9(6):849-851.
  • Thalacker-Mercer A, et al (2020). Protein and amino acids for skeletal muscle health in aging. Adv Food Nutr Res. 91:29-64.
  • Kato H, et al (2018). Nutritionally non-essential amino acids are dispensable for whole-body protein synthesis after exercise in endurance athletes with an adequate essential amino acid intake. Amino Acids. 50(12):1679-1684.

Veranstaltung

Aminosäuren und Proteinstoffwechsel

Aminosäuren sind als Quellen für körpereigene Proteine und als Beitrag zur Energieversorgung bekannt. Sie übernehmen zudem viele weitere und weitgehend unbeachtete Aufgaben. So dienen sie als Bausteine für Enzyme und Gewebe (z.B. Muskulatur, Bindegewebe, Nerven, Peptidhormone) oder sind beteiligt an Steuerung und Regulierung im DNA-, RNA-, Hormon- und Neurotransmittermetabolismus.