Oxidativer Stress begünstigt die Entstehung chronischer Entzündungen. Im Körper können Entzündungen aus unterschiedlichsten Gründen entstehen, wie z.B. falsche Ernährung, Infektionen, negative Umwelteinflüsse oder auch durch Stress. Die Zellen stehen durch diese Entzündungen unter Druck und zugleich kommt es zur Störung der mitochondrialen Energieproduktion. Dies führt in weiterer Folge zu einer vermehrten Entstehung freier Radikale, die wiederrum selbst Entzündungen auslösen und Zellstrukturen angreifen. Antioxidative und antientzündliche Pflanzenstoffe schützen die Zellen nicht nur vor freien Radikalen, sondern helfen unterstützend bei der Abschwächung von Entzündungsprozessen und stärken gleichzeitig das Immunsystem. Curcuma und Weihrauch zählen dabei zu den effektivsten Entzündungshemmern mit einem breitgefächerten Einsatzgebiet.
Afrikanischer Weihrauch (Boswellia carterii) wirkt nachweislich stark antioxidativ, entzündungshemmend und schmerzlindernd. In der Naturheilkunde wird Weihrauch v.a. zur Linderung von rheumatischen Krankheiten (Gelenksentzündungen) und zur unterstützenden Therapie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) eingesetzt. Für das antientzündliche Potential sind v.a. die enthaltenen Boswelliasäuren verantwortlich. Die Boswelliasäuren blockieren gezielt die Leukotriensynthese und stellen einen der wirksamsten natürlichen Entzündungs-/TNF-Hemmer dar. Weihrauch unterdrückt aber nicht nur die Entzündungen, sondern blockiert auch die Aktivierung, ähnlich wie Cortison bzw. Ibuprofen. Zudem greifen die Boswelliasäuren entzündungsfördernde Proteasen an. Die signaltechnische Steuerung des Entzündungsgeschehens wird gestört, sodass der Körper an der entzündeten Stelle keine Botenstoffe aus Immunzellen mehr freisetzt, die die Entzündung weiter anfachen. Bei CED bewirkt Weihrauch ein Abklingen der Entzündungen im Gastrointestinaltrakt. Die geschädigte Darmschleimhaut kann sich regenerieren und die Darmfunktion wird normalisiert. Bei entzündlichen Gelenkskrankheiten lindert Weihrauch durch seine schmerzlindernden, abschwellenden und entzündungshemmenden Eigenschaften akute Schmerzen, führt zu einer deutlichen Reduktion von Entzündungsmarkern sowie zur Verbesserung der Beweglichkeit. Dabei zeigen Erfahrungen, dass die Anfangsdosis von Weihrauch in der akuten Phase relativ hoch sein sollte, damit ein Therapieerfolg in den ersten zwei Monaten ersichtlich wird.
Die Curcumawurzel (Curcuma longa L.) beinhaltet wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe aus der Gruppe der Polyphenole. Die bioaktiven Hauptwirkstoffe, die Curcuminoide, weisen stark antioxidative, immunmodulatorische und entzündungshemmende Eigenschaften auf. Als Antioxidans neutralisiert Curcumin effektiv Sauerstoff- und Stickstoffradikale und schützt so die Zellen vor schädlichen Radikalen. Des Weiteren moduliert Curcuma die gesamte Kette entzündungsfördernder Moleküle, die in den komplexen Vorgang der Entzündung eingreifen. Auch pro-inflammatorische Zytokine werden durch Inaktivierung des Transkriptionsfaktors NF-KappaB herunter reguliert und beeinflussen so das Entzündungsgeschehen positiv. Durch die Hemmung der Entzündung (akute Entzündungssymptome als auch die langfristigen Folgen werden gemildert), nimmt Curcuma einen wesentlichen Einfluss auf den Krankheitsmechanismus diverser Erkrankungen. Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt Curcuma nachweislich den Cholesterin- und Triglyceridspiegel und hilft bei der Regulation des Blutdruckes. Zugleich reduziert Curcumin die Ansammlung von atherosklerotischen Plaques und beugt so Gefäßerkrankungen vor. Bei Arthritis und Arthrose führt die Einnahme von Curcumin zu einer signifikanten Reduktion Schmerzen und Entzündungsmarker (CRP) sowie zur Verbesserung der Mobilität. Bei Arthrose–Patienten verringert Curcumin den degenerativen Abbau von Knorpelkollagen und reduziert den altersbedingten Knochenabbau von Osteoklasten. Des Weiteren deuten Studien darauf hin, dass Curcuma-Extrakt den Verlauf und das Auftreten von Schüben bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa) günstig beeinflussen kann. Bei Diabetes mellitus Typ 2 reduziert Curcumin den Blutzucker und senkt die Blutfettwerte. Der Pflanzenstoff unterbindet zudem die Ablagerung von bestimmten Eiweißkomplexen im Gehirn. Diese Komplexe sind möglicherweise an der Entstehung von Alzheimer beteiligt. Für alle diese Wirkungen ist aber eine gesteigerte Bioverfügbarkeit der Curcuminoide Voraussetzung, die durch das Alkaloid Piperin aus schwarzem Pfeffer erreicht werden kann.
Da es gerade bei entzündlichen Prozessen zu einer vermehrten Bildung freier Radikale kommt, nehmen in der Behandlung von Silent Inflammation neben Weihrauch und Curcuma auch antientzündliche Mikronährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe einen wichtigen Stellenwert ein. Sie üben einen maßgelblichen Einfluss auf das Entzündungsgeschehen aus, fördern das Abklingen von Entzündungsreaktionen, helfen den Kreislauf von stillen Entzündungen zu durchbrechen und zusammenhängende Beschwerden zu lindern.
Antioxidative Mikronährstoffe wie Vitamin C, Vitamin E und Alpha-Liponsäure schützen die Zellen vor oxidativem Stress und reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS), die vermehrt bei Entzündungsreaktionen freigesetzt werden und das Voranschreiten von Entzündungen begünstigen. Vitamin C bremst die Schäden der ROS an gesundem Gewebe und ist essentiell für eine normale Immunfunktion. Vitamin E wirkt synergistisch mit Vitamin C und unterstützt die Reduktion und Normalisierung von chronischen Entzündungsprozessen. Vitamin D besitzt neben einer immunstärkenden Wirkung auch entzündungshemmende Eigenschaften. Es hemmt die Produktion entzündungsfördernder Zytokine (TNF-Alpha) und steigert zugleich die Bildung antientzündlicher Botenstoffe (Interleukin-10). Entzündungen klingen schneller und in der Regel unkomplizierter ab. Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen (Asthma, CED oder Arthritis) weisen meist auch einen niedrigen Vitamin D Spiegel auf. Folsäure und Vitamin B12 üben Funktionen in der Zellteilung und Wundheilung aus. Zudem unterdrückt Vitamin B12 entzündungsfördernde Zytokine wie INF-KB und IL-6 und die unkontrollierte NO-Produktion durch iNOS. Es fungiert als eine Art Botenstoff, der die Immunantwort moduliert und diverse Reaktionskreisläufe steuert. Auch die Aminosäure Glycin kann bei einer überschießenden Immunreaktion zur Regulierung und Normalisierung beitragen. Zum einen inhibiert Glycin die Aktivierung von Makrophagen und Bildung proinflammatorischer Zytokine. Zum anderen ist Glycin Bestandteil des starken körpereigenen Antioxidans Glutathion. Des Weitern bewährt sich auch die Gabe der aktiven Aminosäure SAMe (S-Adenosyl-L-Methionin) zur immunologischen Regulation von chronisch entzündlichen Prozessen mit Überexpression proinflammatorischer Zytokine. Es reduziert die Expression entzündungsfördernder Botenstoffe und dient als Vorstufe für die Synthese der schwefelhaltigen und antioxidativ wirkenden Aminosäuren Cystein und Taurin.
Antioxidativ und antientzündliche Pflanzenextrakte eignen sich ideal zur Ergänzung einer schulmedizinischen Standarttherapie, um Entzündungsprozesse im Körper zu lindern und damit zusammenhängende Beschwerden einzudämmen. Grüner-Tee-Extrakt zählt z.B. zu den Lebensmitteln mit der höchsten Menge an Antioxidantien. Die enthaltenen Polyphenole wirken stark antioxidativ und stärken zugleich das Immunsystem. Auch Mariendistel zeigt starke zellschützende Eigenschaften und hilft Infektionen abzuwehren. Die sekundären Pflanzenstoffe Resveratrol, Quercetin, OPC (Oligomere Proanthocyanidine) und Lycopin wirken antioxidativ, antimikrobiell und entzündungshemmend. OPC, Resveratrol und Quercetin unterdrücken die Bildung entzündungsfördernde Proteine und fördern die Produktion entzündungshemmender Zytokine. Typische Entzündungsmarker (Stickoxid, ROS, iNOS) können so nachhaltig gesenkt werden und chronische unterschwellige Entzündungsreaktionen werden beruhigt. Zudem wirken Quercetin und Lycopin stark antioxidativ und synergetisch mit Vitamin C und E.
Neben den wichtigen antientzündlichen Pflanzenstoffen Curcuma und Weihrauch stellt eine Kombination aus Vitaminen, Mineralstoffen, antioxidativ wirkenden Pflanzenstoffen und schwefelhaltigen Aminosäuren das optimale Begleitprogramm zu rheumatologischen Standardtherapien dar. Zusammen verhindern sie schädliche oxidative Prozesse und lindern Gelenksschmerzen und Entzündungen. Des Weiteren unterstützen die Nährstoffe den Wiederaufbau und die Erhaltung einer gesunden Gelenksfunktion und die Funktionstüchtigkeit der Knorpel.
Zur Erhaltung einer gesunden schmerzfreien Gelenksfunktion bewähren sich orthomolekulare Nährstoffe wie Glucosaminsulfat sowie MSM (Methylsulfonylmethan). Glucosaminsulfat ist ein Aminozucker, der im menschlichen Körper natürlich vorkommt. Er ist Bestandteil des Bindegewebes, des Knorpels und der Gelenksflüssigkeit. In der Arthrose-Behandlung lindert Glucosamin nicht nur Symptome wie Schmerzen und Schmerzempfindlichkeit der Gelenke, sondern verhindert den Abbau des Gelenkknorpels und unterstützt die Regeneration des geschädigten Knorpelgewebes. MSM zählt zu den wichtigsten organischen Schwefelverbindungen des menschlichen Körpers und unterstützt als natürlicher Schwefellieferant den Aufbau der Knorpelstruktur. Als natürliches Analgetikum blockiert MSM den Transport von Schmerzimpulsen durch die Nervenfasern und eignet sich insbesondere bei chronischen Schmerzen bei Arthrose und Arthritis. Die stark entzündungshemmenden Eigenschaften helfen bei der Regulation des Immunsystems und verhindern überschießende Entzündungsreaktionen. Sowohl der degenerative Knorpelabbau als auch die damit assoziierten Entzündungen und Gelenksschmerzen werden so verhindert.
Die Aminosäure SAMe (S-Adenosyl-L-Methionin) verfügt über starke entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften. Es reduziert die Expression entzündungsfördernder Botenstoffe und dient als Vorstufe für die Synthese der schwefelhaltigen und antioxidativ wirkenden Aminosäuren Cystein und Taurin. Bei Arthrose-Patienten führt die Einnahme von SAMe zu einer deutlichen Verbesserungen im Schmerzempfinden und der Beweglichkeit der Gelenke. Auch Taurin kann die begleitende Behandlung entzündungsbedingter Erkrankungen wie Rheuma unterstützen. Es stabilisiert die Zellmembranen und verringert als starkes Antioxidans oxidative Zellschäden. Bei bestehenden Entzündungen bildet es gemeinsam mit Abwehrzellen eine spezielle Verbindung. Diese hemmt die Bildung proinflammatorischer Botenstoffe und erhöht die Freisetzung von Antioxidantien. Immunzellen und umliegendes Gewebe werden so vor den Schädigungen einer Entzündung geschützt. Die kleinste Aminosäure Glycin ist für die Bildung von Kollagen und den Aufbau und Erhalt von Bindegewebe, Knorpeln, Knochen, Sehnen und Bändern essentiell. Im Gelenkknorpel ist Kollagen für die Festigkeit und Dämpfungseigenschaften des Knorpelgewebes verantwortlich. Zudem inhibiert Glycin die Aktivierung von Makrophagen und die Bildung proinflammatorischer Zytokine. Glycin trägt positiv zum Entzündungsgeschehen bei und fördert die Gelenksfunktion durch eine verbesserte Mobilität und Belastbarkeit. Selen, Mangan und Vitamin E tragen zum Schutz der Zellen vor oxidativem Stress bei. Die Einnahme von Selen bei rheumatoider Arthritis führt zu einer signifikanten Reduktion von Entzündungsparametern wie C-reaktivem Protein, Prostaglandin E2 und Alpha-2-Globulin und konnte deutlich die Beschwerden der Patienten lindern. Mangan trägt zur Erhaltung normaler Knochen und Knorpel bei. Es ist an der Osteosysnthese (Knochenwachstum) beteiligt und aktiviert das Enzym Glykosyltransferase, das die Proteoglykansynthese der Knorpel unterstützt. Ohne Mangan können die Knochenbaustoffe (wie z.B. Calcium) sowie die Knorpelbaustoffe wie Glucosaminsulfat und MSM nicht vollständig in die Knochen bzw. Knorpel eingebaut werden. Zur Erhaltung gesunder Knochen und Knorpel sollte Mangan daher immer in Kombination mit den genannten Knochen- und Knorpelbaustoffen eingenommen werden. Neben Calcium sind auch Vitamin D und B-Vitamin B6, Folsäure und B12 essentiell an der Knochengesundheit beteiligt. Vitamin D reguliert die normale Aufnahme von Calcium aus der Nahrung und dessen Einlagerung in die Knochen und Wirbelkörper. Eine synergistische Supplementierung von Calcium und Vitamin D führt in Studien zu einer Reduzierung der Frakturrate und des Frakturrisikos. Ein Vitamin-D-Mangel wird dagegen mit dem Fortschreiten des Knorpelmasseverlusts und Arthrose in Verbindung gebracht. Zudem weisen Studien darauf hin, dass ein ausgeglichener Vitamin D-Spiegel den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst, zur Schmerzreduktion beiträgt und die Gelenksfunktion verbessert. Vitamin B6 und B12 üben einen großen Einfluss auf das Nervensystem und den Energiestoffwechsel der Nervenzellen aus und können bei akuten Nervenschmerzen die Schmerzsymptomatik deutlich verbessern.
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