Aminosäuren nehmen in der adjuvanten Therapie von Depressionen eine Schlüsselfunktion ein. Sie dienen nicht nur als Vorstufe zur Bildung von neuronalen Botenstoffen, sondern fungieren selbst als Neurotransmitter. Dabei ist für die mentale Gesundheit vor allem eine Balance zwischen anregenden und dämpfenden Neurotransmittern von entscheidender Bedeutung. Dieses biochemische Zusammenspiel der Neurotransmitter entscheidet darüber, ob Depression, Angststörungen oder Stress entstehen, wie die Stimmung ist bzw. wie belastbar man sich fühlt. Aber auch die Gedächtnisleistung, das Konzentrationsvermögen, das Durchhaltevermögen und die Kreativität sind von den neuronalen Botenstoffen abhängig. Eine gezielte Aminosäuren-Supplementierung kann die Bildung von Neurotransmittern bzw. die Regeneration erschöpfter Neurotransmitterreserven steuern und verbessern. Gemeinsam mit Vitaminen als Co-Faktoren unterstützen Aminosäuren das zentrale Nervensystem in diesen besonderen Belastungssituationen und stellen die Grundlage für die psychische Gesundheit.
Aminosäuren sind unerlässlich für die Stimmung, Schlaf und Antrieb und fungieren als Vorstufe für Hormone und Botenstoffe. Ist der Stoffwechsel nicht in der Lage, z.B. ausreichend Serotonin zu bilden, kann die Depressionsneigung steigen und es kann zu Schlafstörungen kommen. Die essentielle Aminosäure L- Tryptophan übt als einziger Vorläufer des Neurotransmitters Serotonin gleich auf mehreren Ebenen modulatorische Funktionen auf die psychische Befindlichkeit aus. Über die Zwischenstufe 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) wird L-Tryptophan im Körper in das Glückshormon Serotonin umgewandelt. Als wichtigster inhibitorischer Neurotransmitter wirkt Serotonin entspannend, stimmungsaufhellend, beruhigend und antidepressiv. Es sorgt für einen erholsamen Schlaf und für innere Ruhe und Gelassenheit bei mentalen Belastungen, Nervosität und Stress. Ein Mangel an L-Tryptophan führt zu einem verminderten Serotoningehalt im Blutserum und begünstigt depressive Verstimmungen und Stimmungsschwankungen. Die Einnahme von L- Tryptophan kann zur Erhöhung des Serotoninspiegels und Normalisierung eines gestörten Neurotransmitterstoffwechsel beitragen. Wird L-Tryptophan über 5-HTP zu Serotonin verstoffwechselt, kann aus dem bestehenden Serotoninvorrat zudem das Schlafhormon Melatonin gebildet werden. Melatonin ist für die Regulation des gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig. Da Schlafstörungen oft zusammen mit depressiven Verstimmungen auftreten, beeinflusst L-Tryptophan auch den Schlaf-Wach-Rhythmus bei stressbedingten Schlafstörungen positiv.
Vitamine unterstützen als Co-Faktoren den Tryptophanstoffwechsel und tragen gemeinsam mit beruhigenden Pflanzenstoffen zur Entspannung und Verbesserung der Stimmung bei. Vitamin B6 und B12 sind essentiell für eine normale psychischen Funktion und eine normalen Funktion des Nervensystems. Zudem ist Vitamin B6 ein wichtiger Co-Faktor bei der Umwandlung von 5-HTP zu Serotonin und steigert zugleich die Geschwindigkeit der Umwandlung von Tryptophan in Serotonin. Die Kombination von Vitamin B6 und L- Tryptophan führt zur Erhöhung des Serotoninspiegels und fördert das emotionale Wohlbefinden und eine ausgeglichene Stimmung. Vitamin B12 normalisiert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Vitamin C schützt die Nervenzellen vor oxidativem Stress und ist Co-Faktor für die Umwandlung von 5-HTP in Serotonin. Magnesium wirkt positiv auf alle Nervenaktivitäten, sorgt für ein emotionales Gleichgewicht und fördert die Schlafqualität. Daher wird sowohl im Stressmanagement als auch bei Schlafproblemen eine Kombination von L-Tryptophan, Vitamin B6 und Magnesium empfohlen. Pflanzenstoffe wie Griffonia (natürliche 5-HTP Quelle), Baldrian und Hopfen stellen eine natürliche antidepressive, schlaffördernde und entspannende Unterstützung dar.
Bei Depressionen, Burn-out oder Angstzuständen ist das Verhältnis neuronaler Botenstoffe wie Glutamat, Dopamin, Serotonin und v.a. GABA (Gamma-Aminobuttersäure) gestört. Neben Serotonin ist die Aminosäure GABA der wichtigste dämpfende (inhibitorische) Neurotransmitter des zentralen Nervensystems. Es sorgt für eine mentale Entspannung und trägt zur inneren Ausgeglichenheit bei. Dabei basiert die beruhigende Wirkung von GABA v.a. darauf, dass es die Übertragung von Stress-Signalen durch Stresshormone und anregenden Neurotransmittern (z.B. Glutamat) an den Synapsen der Nervenzellen dämpft. Aufgrund dieser dämpfenden Eigenschaften wirkt GABA bei Stressbelastungen angstlösend, beruhigend, stress-mindernd, entspannend, schmerzstillend und blutdrucksenkend. Da Stress-Reaktionen im Körper auf einem Zusammenspiel von anregenden und dämpfenden Neurotransmittern und Hormonen basiert, kann die beruhigende Wirkung von GABA bei Ängsten, Depressionen, Ruhelosigkeit, Stress und leichten Schlafstörungen helfen.
Selbstverständlich ist für die mentale Gesundheit auch eine ausreichende Versorgung mit relevanten Co-Faktoren notwendig. Neurotrope Mikronährstoffe unterstützen hierbei nicht nur die GABA-Bildung, sondern tragen zur Balance dämpfender und erregender Neurotransmittern bei. Vor allem der Vitamin B-Komplex ist wesentlich am Neurotransmitterstoffwechsel beteiligt. Vitamin B1 wird für die Herstellung der Neurotransmitter GABA und Serotonin benötigt, Vitamin B2 ist hilfreich bei chronischem Stress und Niacin spielt eine essentielle Rolle im Gehirnstoffwechsel. Pantothensäure ist für die Synthese der Neurotransmitters Acetylcholin, Melatonin und der Aminosäure Taurin verantwortlich. Vitamin B6 ist eines der wichtigsten Vitamine im Neurotransmittermetabolismus und essentiell für die Bildung von Serotonin, Noradrenalin, Glutamat und GABA. Auch bei einem Mangel an Folsäure und Vitamin B12 sind häufig Stimmungsschwankungen und andere Symptome einer Depression zu beobachten. Das Antioxidans Vitamin C schützt die Nervenzellen vor oxidativem Stress und wird bei der Umwandlung von Dopamin in Noradrenalin und der Bereitstellung des Neurotransmitters Serotonin benötigt. Studien zeigen, dass der Vitamin-C- Verbrauch/Bedarf v.a. bei chronisch mentalem Stress deutlich erhöht ist. Zudem besteht bei vielen psychischen Erkrankungen auch erhöhter oxidativer Stress, was eine vermehrte Zufuhr von Antioxidantien erforderlich macht. Phosphatidylserin übt einen positiven Einfluss auf die Übertragung von Nervenreizen durch die Neurotransmitter Acetylcholin, Dopamin, Serotonin und Noradrenalin aus. Melatonin besitzt es eine schlafanregende, beruhigende Wirkung und nimmt ähnlich wie Serotonin Einfluss auf den zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus. Die beruhigende und entspannende Wirkung von GABA hilft gemeinsam mit Melatonin auch bei stressbedingten Einschlaf- und Durchschlafstörungen.
Depressionen und das Burnout-Syndrom korrelieren häufig auch mit niedrigen SAMe-Werten. Studien zeigen in diesem Zusammenhang, dass die Einnahme der Aminosäurenverbindung SAMe (S-Adenosyl-L-Methionin) zu einer signifikanten Verbesserung depressiver Verstimmungen, Depressionen sowie dem Burnout-Syndrom beitragen kann.
SAMe ist die natürliche und physiologisch aktive Form der essentiellen Aminosäure L-Methionin. Sie wird im „SAM-Zyklus“ aus L-Methionin und Adenosintriphosphat (ATP) gebildet und stellt einen wichtigen Methylgruppendonator im Stoffwechsel der Zellen dar. Über den Methioninstoffwechsel unterstützt SAMe die Produktion von Taurin, das die Nervenzellmembranen und die Erregungsleitung an Nervenbahnen stabilisiert. Zudem ist SAMe dazu fähig, gleichzeitig die Konzentration von verschiedenen Neurotransmittern (Acetylcholin, Dopamin und Serotonin) im Gehirn zu erhöhen. Acetylcholin vermittelt die Erregungsübertragung zwischen Nerven und Muskeln, Dopamin verbessert Stimmung und Wohlbefinden und Serotonin beeinflusst als natürliches Beruhigungsmittel unter anderem die Signalübertragung im ZNS. Eine Erhöhung dieser Neurotransmitterwerte ist im Allgemeinen mit antidepressiven Effekten assoziiert.
Burnout-Patienten weisen oft eine Erniedrigung der sympathoadrenergen Aktivität, eine reduzierte Verfügbarkeit an Serotonin, eine gestörte Cortisol-Tagesrhythmik sowie eine geringe nächtliche Melatoninproduktion auf. In diesem Fall kann SAMe die Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin verbessern und damit zu einer Steigerung der sympathoadrenergen Aktivität bei Burnout-Patienten beitragen. Zudem unterstützt SAMe die Synthese von Serotonin und die Umwandlung von Serotonin in Melatonin. Als körpereigene Verbindung wird SAMe gut toleriert und stellt ein wirkungsvolles natürliches Antidepressiva dar.
Vitamin B6, B12 und Folsäure sind nicht nur Co-Faktoren im SAM-Zyklus, sondern auch essentiell an der Synthese des Neurotransmitters Serotonin beteiligt. Ein Mangel dieser Vitamine hat daher Einfluss auf neuropsychische Symptome und Stimmungsschwankungen und begünstigt die Entstehung von Depressionen. Außerdem verschlechtert ein Vitamin B-Mangel auch die Wirksamkeit von Antidepressiva.