ENTZÜNDUNGEN

Akute Entzündungsreaktionen laufen grundsätzlich reguliert ab, sind ein Teil einer funktionierenden Immunabwehr und biologisch sinnvoll. Rötungen, Erwärmung, Funktionseinschränkung, Schwellung der betroffenen Körperpartien und Schmerzen sind natürliche Symptome dieser Reaktion. Eine chronische Entzündung (Silent Inflammation) hingegen verläuft unterschwellig und ist häufig Folge einer Über- oder Fehlreaktion. Meist fehlen typische Symptome einer Entzündung, ebenso wie ein einziger messbarer Auslöser. Neben falscher Ernährung, Infektionen und Umwelteinflüssen begünstigt oxidativer Stress die Entstehung chronischer Entzündungen. Zytokine, sogenannte Akutphase-Proteine oder Eicosanoide, üben ebenfalls einen Einfluss auf das Entzündungsgeschehen aus. Liegen z.B. proinflammatorische Zytokine im Überschuss vor oder sind zu wenig entzündungshemmende Zytokine vorhanden, können allerdings sowohl überschießende Entzündungsreaktionen als auch Silent Inflammation problematisch werden. 

Nährstoffempfehlung zur Linderung entzündlicher Prozesse

Da es gerade bei entzündlichen Prozessen zu einer vermehrten Bildung freier Radikale kommt, nehmen in der Behandlung von Entzündungen, neben antientzündlichen Mikronährstoffen, auch Antioxidantien einen wichtigen Stellenwert ein. Sie greifen positiv in das Entzündungsgeschehen ein, indem sie das Abklingen der Entzündungen fördern, helfen den Kreislauf von stillen Entzündungen zu durchbrechen und zusammenhängende Beschwerden zu lindern. Somit schützen die Antioxidantien Vitamin C, Vitamin E und Alpha-Liponsäure die Zellen effektiv vor oxidativem Stress und reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS), die vermehrt bei Entzündungsreaktionen freigesetzt werden und das Voranschreiten von Entzündungen begünstigen. Vitamin C bremst die Schäden der ROS an gesundem Gewebe und ist essentiell für eine normale Immunfunktion. Vitamin E wirkt synergistisch mit Vitamin C und unterstützt die Reduktion und Normalisierung von chronischen Entzündungsprozessen. Alpha-Liponsäure besitzt sowohl fett- als auch wasserlösliche Eigenschaften und kann überall im Gewebe antioxidative Schutzwirkungen zur Verfügung stellen. Zugleich hemmt Alpha-Liponsäure entzündungsfördernde Moleküle wie TNF-Alpha, Interleukin 6 (IL-6), Interleukin 1-Beta und C-reaktives Protein (CRP). Auch Vitamin D besitzt entzündungshemmende und immunstärkende Eigenschaften. Es steigert die Produktion antientzündlicher Botenstoffe (IL-10) und hemmt zugleich die Bildung entzündungsfördernder Zytokine (TNF-Alpha). Entzündungen klingen dadurch schneller und in der Regel unkomplizierter ab. Patienten mit chronisch entzündlichen Erkrankungen (Asthma, CED oder Arthritis) weisen meist auch einen niedrigen Vitamin D-Spiegel auf. Folsäure und Vitamin B12 üben Funktionen in der  Zellteilung und Wundheilung aus. Zudem fungiert Vitamin B12 als eine Art Botenstoff, der die Immunantwort moduliert und diverse Reaktionskreisläufe steuert. Es unterdrückt INF-KB und IL-6 und die unkontrollierte NO-Produktion durch iNOS.

Auch Aminosäuren wie Glycin und SAMe (S-Adenosyl-L-Methionin) können bei einer überschießenden Immunreaktion zur Regulierung und Normalisierung beitragen. Glycin inhibiert die Aktivierung von Makrophagen und die Bildung proinflammatorischer Zytokine. Zum anderen ist Glycin Bestandteil des starken körpereigenen Antioxidans Glutathion. SAMe verfügt über starke entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften und reduziert ebenfalls die Überexpression entzündungsfördernder Botenstoffe. Zugleich dient SAMe als Vorstufe für die Synthese der schwefelhaltigen und antioxidativ wirkenden Aminosäuren Cystein und Taurin.

 

Vitamine, Aminosäuren und Pflanzenextrakte

Neben Vitaminen und Aminosäuren eigenen sich auch antioxidative und antientzündliche Pflanzenextrakte zur Ergänzung einer schulmedizinischen Standarttherapie. Curcuma und Weihrauch zählen dabei zu den effektivsten Entzündungshemmern mit einem breitgefächerten Einsatzgebiet. In Weihrauch sind für das antientzündliche Potential v.a. die Boswelliasäuren verantwortlich. Die Boswelliasäuren blockieren gezielt die Leukotriensynthese und stellen einen der wirksamsten natürlichen Entzündungs-/TNF-Hemmer dar. Weihrauch unterdrückt aber nicht nur die Entzündungen, sondern blockiert auch die Aktivierung, ähnlich  wie Cortison bzw. Ibuprofen. Zudem greifen die Boswelliasäuren entzündungsfördernde Proteasen an. Die signaltechnische Steuerung des Entzündungsgeschehens wird gestört, sodass der Körper an der entzündeten Stelle keine Botenstoffe aus Immunzellen mehr freisetzt, die die Entzündung weiter anfachen. In der Naturheilkunde wird Weihrauch v.a. zur Linderung von rheumatischen Krankheiten (Gelenksentzündungen) und zur unterstützenden Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (CED) eingesetzt. Die bioaktiven Hauptwirkstoffe der Curcumawurzel, die Curcuminoide, weisen stark antioxidative, immunmodulatorische und entzündungshemmende Eigenschaften auf. Als Antioxidans neutralisiert Curcumin effektiv Sauerstoff- und Stickstoff-Radikale und schützt die Zellen vor schädlichen Radikalen. Zugleich moduliert Curcuma die Kette entzündungsfördernder Moleküle. Proinflammatorische Zytokine werden durch Inaktivierung des Transkriptionsfaktors NF-kappaB herunter reguliert und beeinflussen so das Entzündungsgeschehen positiv. Durch die Hemmung der Entzündung (akute Entzündungssymptome als auch die langfristigen Folgen werden gemildert), nimmt Curcuma einen wesentlichen Einfluss auf den Krankheitsmechanismus diverser Erkrankungen. Für alle diese Wirkungen ist aber eine gesteigerte Bioverfügbarkeit der Curcuminoide Voraussetzung, die durch das Alkaloid Piperin aus schwarzem Pfeffer erreicht werden kann.

Grüner Tee zählt zu den Lebensmitteln mit der höchsten Menge an Antioxidantien. Dabei beruhen die antioxidativen Eigenschaften von Grüntee v.a. auf seinen hemmenden Effekt auf die Wasserstoffperoxid-Bildung. Die Lipidperoxidation wird gehemmt, die Glutathionperoxidase und Glutathion werden aktiviert und tragen auch zur Neutralisation der aus der Bildung von NO entstehenden freien Radikalen bei. Zugleich hemmt Grüntee das am Anfang der Entzündungskaskade stehende Molekül INF-KB. Der in der Mariendistel enthaltene bioaktive Pflanzenstoff Silymarin zeigt ebenfalls stark zellschützende Eigenschaften und hilft Infektionen abzuwehren. Auch die sekundären Pflanzenstoffe OPC (Oligomere Proanthocyanidine), Resveratrol und Quercetin unterdrücken die Bildung entzündungsfördernde Proteine und fördern die Produktion entzündungshemmender Zytokine. Typische Entzündungsmarker (Stickoxid, ROS, iNOS) können so nachhaltig gesenkt werden und chronische unterschwellige Entzündungsreaktionen werden beruhigt. Zudem wirken Quercetin und Lycopin stark antioxidativ und synergetisch mit Vitamin C und E.

Antientzündliche und antioxidative Mikronährstoffe fördern durch die Modulation des Entzündungsgeschehens das Abklingen der Entzündungsreaktionen und bilden die Basis für einen erfolgreichen Heilungsprozess.

Literatur

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