Ab der Lebensmitte durchleben sowohl Frauen als auch Männer hormonelle Umstellungen. Bei Männern kommt es in dieser Phase, der Andropause, zu einem allmählichen Rückgang des Sexualhormons Testosterons. Bei Frauen sind die ersten Anzeichen der Wechseljahre auf eine sukzessive Abnahme des Geschlechtshormons Östrogen zurückzuführen. Schwankungen dieser Hormone machen sich daher in Form von Wechselbeschwerden bzw. andropausalen Beschwerden bemerkbar. Blasen- bzw. Prostataprobleme sind bei Frauen und Männern weit verbreitet und können die Gesundheit und Lebensqualität signifikant beeinträchtigen.
Die Wechseljahre sind für Frauen oft eine herausfordernde Lebensphase. Der Rückgang der weiblichen Geschlechtshormone (Östrogen, Progesteron) und das damit verbundenen Ungleichgewicht im Hormonspiegel führt bei vielen Frauen zu vielfältigen körperlichen und psychischen Beschwerden. Mögliche Symptome sind Zyklusschwankungen, Schlafstörungen, Erschöpfung, allgemeines Unbehagen, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit sowie Hitzewallungen. Nicht selten werden die Wallungen von starkem Herzklopfen oder Herzrasen begleitet. Des Weiteren kann es zu Scheidentrockenheit, Gelenk-, Muskel- sowie Brustschmerzen, Osteoporose, Hautveränderungen und Gewichtszunahme kommen.
Isoflavone stellen v.a. für jene Frauen, die auf eine Einnahme von Hormonen zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden verzichten möchten, eine sanfte und wirkungsvolle Alternative dar, die Balance und das Wohlbefinden auf natürliche Weise zu unterstützen. Als sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe kommen sie insbesondere in Sojabohnen aber auch in Rotklee vor. Die Struktur und Wirkungsweise der Isoflavone ähneln denen des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen, weshalb sie auch als Phytoöstrogen bezeichnet werden. Die wichtigsten Isoflavone sind Genistein (Soja, Rotklee) und Daidzein (Soja). Isoflavone sind völlig hormonfrei und unterstützen das weibliche Wohlbefinden mit reiner Pflanzenkraft ohne störend in den hormonellen Regelkreislauf des Körpers einzugreifen. Eine Vielzahl von Studien bestätigen die Wirksamkeit und Sicherheit von Isoflavonen als natürlichen Östrogenersatz bei Störungen des weiblichen Östrogenhaushalts. Sie tragen zu einer Verringerung menopausaler Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen bei. Außerdem üben sie einen günstigen Effekt auf die Verringerung der Knochenresorption und des Knochenverlustes aus. Weitere natürliche Hausmittel gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind Salbei und Hopfen. Der hohe Gerbstoffgehalt des Salbeis wirkt adstringierend und schweißhemmend. Er verengt die Schweißdrüsen und hilft die Schweißproduktion auf natürliche Weise zu reduzieren. Hopfenblüten verfügen über östrogenähnliche Pflanzenstoffe, die plötzlich auftretende Hitzewallungen und vermehrtes Schwitzen reduzieren können. Zudem gilt Hopfen als natürliches, leichtes Einschlaf- und Beruhigungsmittel. Auch der Vitalpilz Coprinus comatus (Schopftintling) unterstützt den weiblichen Organismus bei hormonbedingten und klimakterischen Beschwerden. Er wirkt durch eine ausgewogene Mineralstoff – und Vitaminzusammensetzung präbiotisch und verdauungsunterstützend. Chitin und Beta-Glukane beeinfl ussen den Fett- und Glukosestoffwechsel positiv, harmonisieren den Blutzuckerspiegel und beugen Stoff wechselblockaden vor. Infolge eines stabileren Blutzuckerwertes hält das Sättigungsgefühl länger an und Heißhungerattacken werden seltener. Vitamin B6 trägt zur Regulierung der Hormontätigkeit bei und Pantothensäure unterstützt einen normalen Stoffwechsel von Hormonen und Neurotransmittern. B-Vitamine schützen zudem das Nervensystem und die Schleimhäute und tragen zu einem normalen Energiestoffwechsel und zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei.
Ab dem 40. Lebensjahr lässt beim Mann die Testosteronproduktion
langsam nach und führt über die Jahre hinweg zu einem Absinken der Testosteronwerte. Die Höhe des Testosteronspiegels hängt aber auch eng mit der Lebensweise zusammen. Starkes Übergewicht, Alkoholkonsum oder Rauchen sowie Fetteinlagerungen in der Leber können ebenfalls ein Absinken des Testosteronspiegels bewirken. Ein gesunder Lebensstil übt somit direkten Einfluss auf den Testosteronspiegel aus. Moderate Bewegung, Gewichtsverlust um die Bauchmitte, Vitamine und spezielle Pflanzenstoffe können die biologischen Testosteronwerte zusätzlich leicht anheben. So enthält die Macawurzel z.B. pflanzliche Sterole, die dem Hormon Testosteron ähneln. Sie findet Anwendung als starkes, natürliches Aphrodisiakum bei sexuellen Funktionsstörungen (Libidomangel und Potenzproblemen) und zur Stärkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Allerdings muss die Einnahme für eine langanhaltende, vitalisierende Wirkung und zur Steigerung des sexuellen Verlangens über einen längeren Zeitraum erfolgen. Auch Tribulus terrestris ist für seine aphrodisierende Wirkung bekannt. Hierbei regt das enthaltene Saponin Protodioscin die Freisetzung des Botenstoffs und Vasodilators Stickoxid (NO) an und führt zur besseren Durchblutung im Schwellkörper. Die Erektion kann dadurch verstärkt werden. Chrysin stellt im Gegensatz dazu einen Aromatasehemmer dar. Die Hemmung des Enzyms Aromatasem verringert den Abbau von Testosteron. Da die Aromatase besonders im Fettgewebe aktiv ist, haben übergewichtige Männer oft einen niedrigeren Testosteronspiegel. Chrysin fördert die Reduktion des Bauchfettes und unterstützt auf natürlichem Wege eine Steigerung der körpereigenen Testosteronproduktion, der Libido und der Potenz. Die Brennnessel sorgt in erster Linie dafür, dass Testosteron im Körper länger aktiv bleibt und für die männliche Sexualität zur Verfügung steht. Auch der chinesische Raupenpilz (Cordyceps sinensis) wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als natürliches Aphrodisiakum und als Adaptogen zur Regeneration und Optimierung der gesunden Leistungsfähigkeit geschätzt. Die gefäßerweiternde Wirkung entspannt die glatte Muskulatur, fördert insbesondere im genitalen Bereich die Durchblutung und hilft bei Potenzproblemen und mangelnder Libido. Die Aminosäure L-Arginin und Mikronährstoffe unterstützen die genannten Pflanzenstoffe, indem sie die Durchblutung verbessern und die körpereigene Produktion von Testosteron fördern. L-Arginin ist dabei eines der bekanntesten natürlichen Potenzmittel und wird zur unterstützenden Behandlung von Erektionsstörungen leichter bis mittlerer Stärke empfohlen. Die Aminosäure fördert die Erektionsfähigkeit, indem sie einen ausreichenden Einstrom von Blut in den Schwellkörper des Penis ermöglicht und einen übermäßigen Rückfluss unterbindet. Vitamin B6 und Zink wiederum spielen eine entscheidende Rolle in der Testosteronproduktion. Sie fördern die Erhöhung des Testosteronspiegels, indem die Androgenproduktion reguliert und stimuliert wird. Dies wirkt positiv auf die Muskelmasse und -wachstum und trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei. Selen wird nicht nur für die Testosteronproduktion benötigt, sondern ist auch für die Spermienqualität und die männliche Fruchtbarkeit von essentieller Bedeutung. Zu den sexuell anregenden Gewürzen zählt auch der Sternanis (Illicium). Er wird in der Volksheilkunde zur Stimulation der männlichen Potenz sowie der weiblichen Libido eingesetzt. Außerdem wird Sternanis eine positive Wirkung auf die Psyche nachgesagt.
Auf Grund ihrer entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften werden in der Frauenheilkunde Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel gerne bei immer wiederkehrenden bakteriellen Blasen- und Nierenbeckenentzündungen oder Infektionen mit Candida albicans eingesetzt. Enthaltene Senföl-Glycoside hemmen einerseits die Ansiedelung pathogener Keime (Escherichia coli und Enterokokken) in der Harnröhre sowie Blase und lindern zugleich die Entzündung. Die im Meerrettich enthaltenen Flavonoide zeigen außerdem antibiotische Eigenschaften, die sogar im Harn nachweisbar sind. Merrettichwurzel und Kapuzinerkressenkraut erzielten bei der Behandlung einer akuten Blasenentzündung sogar vergleichbare Ergebnisse wie Antibiotika. Zur Stärkung des Immunsystems und der Schleimhäute der Harnwege und Blase sollten die pflanzlichen Extrakte mit Vitamin C, Zink, Biotin und Vitamin B2 unterstützt werden. Vitamin C eignet sich insbesondere um rezidivierenden Blasenentzündungen vorzubeugen. Es säuert den Harn an und wirkt damit direkt bakteriostatisch. Da Zink an der Bildung und Aktivierung von Abwehrzellen beteiligt ist, wirkt es in der Abwehr von Bakterien im Bereich der Harnwege besonders effektiv und sollte immer mit Vitamin C kombiniert werden. Vitamin B2 und Biotin tragen zur Stabilisierung und Erhaltung der Schleimhäute bei und übernehmen eine zentrale Barrierefunktion. Die Versorgung der Schleimhäute mit Vitaminen macht sie widerstandsfähiger gegen Erreger und fördert die Blasengesundheit. In der Akuttherapie aber auch zur Prävention von Harnwegsinfektionen zeigt der Einsatz von D-Mannose und Cranberry Erfolg. Durch ihre antiadhäsive Wirkung blockieren D-Mannose und Cranberryfrucht-Extrakt die Anhaftung der entzündungsauslösenden Bakterien an den Schleimhäuten der Harnwege. Eine bakterielle Infektion der Harnröhre wird verhindert und das Risiko einer erneuten Blasenentzündung kann zugleich deutlich gesenkt werden. Im Gegensatz zu Antibiotika beeinträchtigt Cranberry aber nicht die natürliche Flora von Darm und Vagina. Die Wirkung der Cranberryfrucht setzt etwa 2 Stunden nach der Aufnahme ein und hält ungefähr zehn Stunden an. Eine regelmäßige Einnahme ist daher empfehlenswert. Auch hier sollten die Pflanzenextrakte mit immunstärkenden Vitaminen wie Vitamin C und Vitamin D sowie Mineralstoff en wie Zink und Magnesium unterstützt werden. Eine präventive Vitamin C und D- Einnahmezeigt gute Erfolge in der Behandlung und kann die Rückfallrate einer Blasenentzündung deutlich senken.
Traditionell werden Kürbiskerne seit Jahrhunderten zur Linderung von Blasen- und Prostatabeschwerden eingesetzt. Sie tragen z.B. zur Entspannung der Muskulatur bei und können gegen Schmerzen beim Wasserlassen helfen. Enthaltene Phytosterole helfen den Hormonspiegel zu regulieren, indem sie die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) blockieren. DHT wiederum spielt eine maßgebliche Rolle für das ungewollte Prostatawachstum. Die Brennnessel zählt ebenfalls zu den am häufigsten verwendeten pflanzlichen Heilmitteln, um die Symptome der vergrößerten Prostata zu lindern. Der hohe Mineralstoffgehalt führt zur Entlastung der unteren Harnwege, indem die maximale Harnflussrate erhöht und das Restharnvolumen reduziert wird. Brennnesselblätter hemmen zudem das Enzym Aromatase, das im Körper Testosteron zu Östrogen umwandelt. Der natürlicherweise sinkende Testosteronspiegel im Alter führt zu einem Überschuss an Östrogen und könnte einen negativen Einfluss auf die BPH haben. In Studien führte die Einnahme von Brennnesselblätter-Extrakt zu einer deutlichen Besserung der Symptome einer Prostatavergrößerung und auch der Umfang der Prostata verringerte sich leicht. Des Weiteren eignen sich v.a. Extrakte aus der Sägepalme in Kombination mit Brennnesselblättern hervorragend zur Behandlung typischer Symptome einer BPH. In Studien war diese Kombination genau so wirksam und besser verträglich als das verschreibungspflichtige Medikament Finasterid, das zur Behandlung von BPH eingesetzt wird. Das im Sägepalmen-Extrakt enthaltene Beta-Sitosterol weist hormonregulierende, entzündungshemmende und abschwellende Eigenschaften auf. Es findet v.a. Anwendung bei Blasenentleerungsproblemen sowie verstärktem Harndrang und führt zu einer deutlichen Verbesserung Beschwerden. Auch Zink ist wichtig für eine gesunde Prostata. Durch die Hemmung der Umwandlung von Testosteron in DHT trägt Zink zur Erhaltung eines normalen Testosteronspiegels bei. Studien zeigten zudem, dass der Zinkgehalt in der Prostata bei BPH signifikant niedriger ist als in einer gesunden Prostata. Vitamin B6 wirkt synergetisch und reguliert gemeinsam mit Zink die Hormontätigkeit.
Jod ist ein essentielles Spurenelement. Es wird für Wachstumsprozesse, die Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns benötigt. Über die Schilddrüse und dessen Hormone reguliert Jod den Energiestoffwechsel und das Herzkreislaufsystem. Der Organismus baut Jod aus der Nahrung als Bestandteil in die Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) ein. Der empfohlene tägliche Jodbedarf von Jugendlichen und Erwachsenen beträgt 180 bis 200 μg. Frauen weisen sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit einen erhöhten Jodbedarf auf. Aufgrund des Jodverlustes über den Schweiß benötigen auch Sportler und Schwerarbeiter mehr Jod. Da Gemüse und Obst nur minimal zur Jodversorgung beitragen, wird auch Vegetariern und Veganern eine erhöhte Zufuhr empfohlen. Viele Menschen nehmen aber trotz jodierter Lebensmittel weiterhin zu wenig Jod zu sich. Besonders betroffen von einer mangelnden Jodversorgung sind Bewohner von Ländern in denen weniger Fisch und Meeresfrüchte verzehrt werden. Bei länger anhaltendem Jodmangel kann es zur Entstehung eines Kropfes (Struma) kommen, also eine vergrößerte Schilddrüse, mit der der Körper den Mangel auszugleichen versucht. Zudem kann ein Mangel die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und bei Frauen Zyklusstörungen auslösen. In der Schwangerschaft besteht die Gefahr von unumkehrbaren Entwicklungsstörungen des Skelett- und Nervensystems. Weitere Symptome eines Jodmangels sind Schilddrüsenerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Gewichtszunahme, Konzentrationsschwäche, Kälteempfinden, Verstopfungen, Schlafstörungen und chronische Ermüdung. Natürliches, pflanzliches Jod aus Braunalgen (Ascophyllum nosodum) stellt eine besonders gute pflanzliche Jod-Quelle dar. Es ist besonders gut verträglich und bioverfügbar. Darüber hinaus fördern Braunalgen die Ausleitung von Giften, schädlichen Chemikalien und Schwermetallen. Die enthaltenen Alginate verbinden sich mit den Schwermetallen und sorgen für eine sichere und schnelle Ausscheidung.
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