SAMe – Aktives Methionin für Psyche, Nerven, Gelenke und Stoffwechsel

Bewegungsapparat - Psyche - Stoffwechsel

SAMe (S-Adenosyl-L-Methionin) ist die natürliche und physiologisch aktive Form der essentiellen Alpha-Aminosäure L-Methionin und der wichtigste Methylgruppendonator im Stoffwechsel der Zellen. Im Körper wird SAMe im „SAM-Zyklus“ aus L-Methionin und Adenosintriphosphat (ATP) unter Abspaltung von Pyrophosphat und Phosphat mittels des Enzyms Methionin-Adenosyl-Transferase gebildet. Das hochreaktive SAMe spielt eine zentrale Rolle bei vielen anabolen Stoffwechselprozessen, beeinflusst den Gehirnstoffwechsel und ist essentiell für die Entgiftung der Zellen, Zellmembrane und den Knorpelaufbau. Für die körpereigene Bildung von SAMe ist eine ausreichende Verfügbarkeit von L-Methionin und den Vitaminen B6, B9 und B12 als Co-Faktoren Voraussetzung.

Physiologische Funktionen

  • Gehirnstoffwechsel: Biosynthese und Abbau von Neurotransmittern und Hormonen (Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Acetylcholin), Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin, Steigerung der Synthese von Serotonin und Noradrenalin, Umwandlung von Serotonin in Melatonin, Inaktivierung von Histamin, Synthese von Acetylcholin
  • Membranfunktion: Synthese von Phospholipiden und Phosphatidylcholin (Lecithin) als essentieller Bestandteil aller biologischer Membranen (Zellmembran, Mitochondrienmembran), Regulierung bioelektrischer Vorgänge, Aufrechterhaltung der Membranflüssigkeit
  • Entgiftung und Biotransformation (Phase-II-Reaktion): Co-Faktor von Glutathion bei der Zellentgiftung (Leberentgiftung), SAM-abhängige Methylierung und Entgiftung von Xenobiotika, Schwermetallen, Toxinen und Histamin
  • Muskeln: Biosynthese von L-Carnitin und Kreatin bei intensiver Muskelanstrengung, Arbeit und Sport

Lebergesundheit und Entgiftung

SAMe spielt als ein zentraler Co-Faktor der Glutathionsynthese eine wichtige Rolle in der Lebergesundheit und -entgiftung. Der Transport von Sulfhydrylgruppen sowie stattfindende Transsulfatierungsreaktionen von SAMe wirken sich positiv auf die Leber, den Gallenfluss und bestimmte Redoxreaktionen aus. Zudem ermöglicht es die Bildung von Cystein, einem wichtigen Baustein zur Bildung von Glutathion. Glutathion reduziert freie Radikale, schützt insbesondere die Mitochondrien vor oxidativem Stress und unterstützt dadurch die Leber in ihrer Entgiftungsfunktion. Zugleich steigert eine gute SAMe-Versorgung die SAM-abhängige Entgiftung von Schwermetallen, Toxinen, Alkohol, Histamin und Xenobiotika (wie z.B. Paracetamol), erfüllt eine hepatoprotektive Rolle bei Leberzirrhose und hemmt zirrotische Veränderungen bei Lebererkrankungen. Die Supplementierung von SAMe ist insbesondere bei einer reduzierten Aktivität des Enzyms Methionin-Adenosyl-Transferase im Methioninstoffwechsel der Leber indiziert. SAMe fördert den Fettstoffwechsel der Leber (Triglyceridabbau) bei einer alkoholischen und nicht-alkoholischen Fettleber und könnte die Funktion der Leber bei einer Erkrankung verbessern und Leberschädigungen verringern.

Natürliches Antihistaminikum

Allergien werden durch eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe (Allergene) aus der Umwelt ausgelöst. Die allergische Reaktion richtet sich dabei gegen das enthaltene Eiweiß (Protein). In Folge der überschießenden Immunantwort kommt es oft auch zu Entzündungen. Die Aminosäure SAMe kann durch immunmodulierende und histaminsenkende Eigenschaften zu einer Balance und Regulation des Immunsystems beitragen. SAMe beschleunigt den Abbau von Histamin, welches bei allergischen Reaktionen im Körper entsteht und dämpft zugleich die Histaminsynthese und -freisetzung. Auf Grund dieser histaminsenkenden Eigenschaften agiert SAMe als ein mildes Antihistaminikum. SAMe lindert aber nicht nur die Symptome einer Allergie, sondern wirkt auch aktiv gegen oxidativen Stress, der durch eine allergische Entzündung hervorgerufen wird.

Depressionen und Burnout

SAMe ist ein zentraler Co-Faktor bei der Biosynthese wichtiger Neurotransmitter und Hormone. Insbesondere ist es an der Bildung von Serotonin, Dopamin und Acetylcholin beteiligt und unterstützt über den Methioninstoffwechsel die Produktion von Taurin, das die Nervenzellmembranen und die Erregungsleitung an Nervenbahnen stabilisiert. Acetylcholin vermittelt die Erregungsübertragung zwischen Nerven und Muskeln, Dopamin verbessert das allgemeine Wohlbefinden und die Stimmung und Serotonin wirkt stark stimmungsaufhellend bei Verstimmungen sowie dämpfend-entspannend bei Stressbelastungen. Eine Erhöhung dieser Neurotransmitterwerte ist im Allgemeinen mit antidepressiven Effekten assoziiert. Studien zeigen in diesem Zusammenhang auch, dass Depressionen und Burnout häufig auch mit niedrigen SAMe-Werten korrelieren und eine Erniedrigung der sympathoadrenergen Aktivität, eine reduzierte Verfügbarkeit an Serotonin, eine gestörte Cortisol- Tagesrhythmik sowie eine geringe nächtliche Melatoninproduktion aufweisen. SAMe verbessert die Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin und trägt zu einer Steigerung der sympathoadrenergen Aktivität bei. Zugleich unterstützt SAMe bei einem reduzierter Serotoninspiegel die Bildung von Serotonin und die Umwandlung in Melatonin. Die stimmungsaufhellende Wirkung von SAMe unterstützt so die psychische Gesundheit, hilft bei Burnout, depressiven Verstimmungen, emotionalen Stress sowie bei Schlafstörungen. Als Vorstufe des wichtigen körpereigenen Antioxidans Glutathion sowie durch Förderung der Carnitin-Synthese übt SAMe auch einen neuroprotektiven Effekt aus. Es verbessert die antioxidative Abwehr des Körpers und schützt so vor altersbedingten Hirnleistungsstörungen und neurodegenerativen Erkrankungen (z. B. Alzheimer).

Fibromyalgie und Gelenksgesundheit

SAMe hat antientzündliche, schmerzlindernde und gewebefördernde Fähigkeiten. Es eignet sich daher zum Einsatz bei Fibromyalgie, Migräne sowie entzündlich aktivierter sowie degenerativer Arthrose im Bereich der Kniegelenke, Hüftgelenke und Facettengelenke der Wirbelsäule. Bei Fibromyalgie unterstützt SAMe die antientzündlichen sowie antioxidativen Schutzsysteme des Körpers und reduziert Entzündungen und oxidativen Stress als mögliche Ursache der Schmerzen. In diversen Studien werden aber nicht nur die Schmerzen gelindert, sondern es verbesserten sich auch Symptome wie Müdigkeit, Morgensteifheit sowie das allgemein Wohlbefinden. Bei Gelenksbeschwerden unterstützt SAMe die Gesundheit der Gelenke und trägt zur Linderung von Arthrose (Gelenksverschleiß) bei. Als Schwefellieferant fördert es die Bildung von Proteoglykanen, die ein wesentlicher Bestandteil des Knorpelgewebes sind. Der Knorpelstoffwechsel wird angeregt und die Beweglichkeit der Gelenke wird deutlich verbessert. Des Weiteren steigert SAMe die Synthese des starken körpereigenen Antioxidans Glutathion und verringert so Entzündungen und die Bildung proinfammatorischer Botenstoffe. Entzündungen klingen ab und Schmerzen werden reduziert. Bei Osteoarthritis zeigt SAMe sogar eine vergleichbare Wirkung wie entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR), nur weist SAMe weniger Nebenwirkungen auf. Allerdings entfaltet sich seine Wirkung langsamer und Schmerzen und Beweglichkeit verbesserten sich erst nach einer 8-wöchigen Einnahme.

Energiestoffwechsel

SAMe ist als wichtigster Methylgruppendonator des Körpers essentiell für die Biosynthese von L-Carnitin und Kreatin. Dadurch unterstützt es den Zellmetabolismus und steigert die Fettverbrennung. Durch Erhöhung der ATP-Syntheserate in den Erythrozyten verbessert es die Membranregeneration, den zellulären Energiestoffwechsel und die Überlebensrate der Zellen. Als Anti-Aging-Agent beugt es der Zellalterung vor, indem es über die DNA-Methylierung die enzymatische Körperaktivität insgesamt ankurbelt. Somit eignet sich SAMe auch zur Einnahme mit intensiver Muskelanstrengung bei Arbeit, Sport und im Alter. Bei Leistungssportlern führt Carnitin zu einer signifikanten Verringerung der Herzfrequenz und zu einer verkürzten Erholungszeit. Hobbysportler können sogar durch L-Carnitin einen Muskelkater verhindern. Bei älteren Menschen verbessert L-Carnitin die Ausdauerfähigkeit, die Herzleistung bei Herzinsuffizienz und die Symptome bei chronischer Müdigkeit.

Anwendungsempfehlungen

Zur besseren Aufnahme über den Darm sollte SAMe nüchtern ½ Stunde vor bzw. 2 Stunden nach dem Essen mit reichlich Wasser eingenommen werden. SAMe ist aber auf leeren Magen nicht immer gut verträglich und kann gelegentlich zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Bei empfindlichem Magen kann es daher sinnvoll sein, mit einer geringen Dosis zu beginnen, bis der Magen sich daran gewöhnt hat. Zudem sollte SAMe aufgrund seiner aktivierenden Funktion nicht am Abend oder vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Bei Parkinson-Patienten sollte die Einnahme von SAMe nur kontrolliert erfolgen, da SAMe in hohen Dosierungen die Wirkdauer von L-Dopa verkürzen kann. Personen, bei denen eine bipolare Störung oder eine manische Depression diagnostiziert wurde, sollten die Supplementierung mit SAMe vermeiden. SAMe regt die Bildung des Glückshormons Serotonin an und sollte daher nicht ohne ärztliche Kontrolle mit anderen serotoninsteigernden Mitteln kombiniert werden.  Nicht während der Schwangerschaft oder Stillzeit einnehmen.

Praxistipp

SAMe ist nicht stabil und wird durch Hitze und Feuchtigkeit schnell zersetzt. Hochwertige Präparate nutzen daher stabilere Salze vom SAMe (Disulfat-Tosylat) und sind frei von allergieauslösenden Stoffen und Zusatzstoffen wie Aromen oder Süßungsmitteln.

Literatur

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