Veranstaltung
Schilddrüsenerkrankungen und orthomolekulare Therapieoptionen
Therapieoptionen aus der Sicht der orthomolekularen Medizin mit Dr. med. Siegfried Kober
Die Schilddrüse nimmt als Hormondrüse eine wichtige Steuerungsfunktion im menschlichen Körper ein. Da auch Sexualhormone die Schilddrüsenfunktion beeinflussen, kommt es unabhängig vom Alter vor allem bei Frauen in den Phasen einer hormoneller Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahren) vermehrt zu Schilddrüsenerkrankungen. Wenn z.B. die körpereigene Produktion von Östrogen und Progesteron im Verlauf der Wechseljahre abnimmt, sinkt als Folge häufig auch der Schilddrüsenhormonbedarf. Mehr als ein Drittel der über 45-jährigen Frauen weisen daher Auffälligkeiten der Schilddrüse- bzw. erhöhte TSH-Werte auf. Auch das Risiko für eine Entzündung der Schilddrüse steigt mit zunehmendem Lebensalter und in den Wechseljahren deutlich an.
Die Hauptfunktionen der Schilddrüse sind die Speicherung von Jod und die Bildung der jodhaltigen Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Sie sind Voraussetzung für eine normale Funktion vieler Organsysteme. Nach Bedarf erhöht oder vermindert das Thyroidea-stimulierende Hormon (TSH) den Spiegel von Schilddrüsenhormonen im Blut und somit den Grundumsatz des Organismus. Der überwiegende Teil von T3 und T4 sind an Transporteiweiße gebunden und nur ein geringer Anteil liegt als freies, ungebundenes Hormon (fT3 und fT4) vor. Nur die freien Hormone können in die Körperzellen aufgenommen werden, um dort ihre Wirkung zu entfalten. Schilddrüsenhormone steigern den Umsatz und Energieverbrauch des gesamten Organismus, indem sie die Herzarbeit, die Körpertemperatur sowie den Abbau von Fetten und Glykogen steigern. Auf das Herz-Kreislauf-System wirken sie durch Erweiterung der Blutgefäße und Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck. Sie aktivieren den Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut und die Nieren- und Darmtätigkeit. Außerdem fördern T3 und T4 Wachstumsprozesse und die Gehirnreifung.
Bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) wird der Körper nicht mehr ausreichend mit den Schilddrüsenhormonen T4 und T3 versorgt. Dadurch werden viele Stoffwechselvorgänge verlangsamt. Bei einem leichten TSH-Anstieg im Blut spricht man von einer subklinischen oder latenten Hypothyreose, beim Abfall von fT4 und später von fT3 von einer manifesten Hypothyreose.
Eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) führt zu einer Überversorgung mit Schilddrüsenhormonen. Sie weist einen verminderten TSH-Spiegel und erhöhte fT3 und fT4-Blutwerte auf. Rund 2% der Gesamtbevölkerung leidet an einer Hyperthyreose, Frauen sind dabei 15-mal häufiger betroffen.
Bei einer Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) kommt es zu einer Entzündung bzw. Schädigung des Gewebes der Schilddrüse. Diese kann entweder akut, subakut oder chronisch (Hashimoto-Thyreoiditis) verlaufen, mit unterschiedlichen Ursachen und eigenständigem Krankheitsbild. Die häufigste Form ist die Hashimoto-Thyreoiditis – sie tritt meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf und betrifft Frauen 9-mal öfter als Männer.
Zur Sicherstellung der Schilddrüsenfunktion werden essentielle Co-Faktoren wie Jod, Selen und Tyrosin zur Herstellung der Schilddrüsenhormone benötigt. Die Aminosäure L-Tyrosin ist zugleich auch Ausgangssubstanz von Hormonen und Neurotransmittern wie Dopamin (Glückshormon), Noradrenalin und dem Schilddrüsenhormon Thyroxin. Als Vorstufe von Noradrenalin kann L-Tyrosin Stress und Stressanzeichen verringern. L-Tyrosin ist aber auch essentiell für eine gesunde Schilddrüsenfunktion. Dabei wird T4 auf natürliche Weise aus der Iodierung von Tyrosin hergestellt. Z.B. ist bei einer Schilddrüsenunterfunktion, die mit Gewichtszunahme verbunden ist, auch Tyrosin reduziert. L-Tyrosin erhöht die Leistungsfähigkeit und bestimmt die Höhe des Grundumsatzes (Gewichtsabnahme). Vor allem übt L-Tyrosin einen positiven Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion aus, wenn eine Hypothyreose in Verbindung mit Depressionen oder Antriebsstörungen (Dopaminmangel) vorliegt. Es kommt zu einer Verbesserung typischer Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion wie Müdigkeit, Antriebsschwäche und Stimmungsschwankungen.
Da Schilddrüsenprobleme häufig mit Hormonumstellungen in Zusammenhang stehen, können Phytohormone, sekundäre Pflanzenstoffe mit hormonähnlicher Wirkung, zur hormonellen Balance beitragen. Mit dem Beginn der Wechseljahre nimmt die Produktion des weiblichen Sexualhormons Progesteron langsam ab. Es kommt zu Zyklusstörungen und hormonellen Schwankungen. Depressive Verstimmungen, Gewichtsprobleme und Beschwerden wie Müdigkeit, Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gereiztheit, Nervosität oder Muskelschmerzen sind möglich. Die Yamswurzel enthält Diosgenin, ein Pflanzenstoff, der Ähnlichkeit mit dem körpereigenen Hormon Progesteron besitzt. Yams trägt zur Regulation eines hormonellen Ungleichgewichts zwischen Östrogen und Progesteron und zur Reduktion von Menopause Beschwerden bei. Menstruierende Frauen sollten Yams v.a. in der zweiten Zyklushälfte ab dem Eisprung (Zyklusmitte) bis zum Einsetzten der Regelblutung einnehmen, während Frauen mit Wechseljahres-Beschwerden eine Daueranwendung in Erwägung ziehen sollten. Das natürliche Progesteron wirkt stimmungsausgleichend, reduziert Nervosität sowie Unruhe und fördert besseren Schlaf.
Therapieoptionen aus der Sicht der orthomolekularen Medizin mit Dr. med. Siegfried Kober