Weihrauch als natürlicher Entzündungshemmer

Bewegungsapparat – Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen – Entzündung – Immunsystem – Rheumatische Erkrankungen

Weihrauch bezeichnet das luftgetrocknete Harz des Weihrauchbaumes. An der Gewinnung des Weihrauchharzes hat sich seit tausenden Jahren nichts geändert. Die Stämme und Äste des Weihrauchbaumes werden vorsichtig eingekerbt. Aus diesen Schnitten rinnt das Harz als eine klebrig-milchige Flüssigkeit. Diese wird aufgefangen und anschließend an der Luft getrocknet. Das Weihrauchharz ist grobkörnig mit braun-gelber bis weißlicher Farbe. Der Ertrag hängt stark vom Alter des Baumes und des Standortes ab, dennoch: im Durchschnitt gibt ein Baum zwischen 3 und 10 kg Harz pro Jahr ab. Ein Weihrauchbaum kann jedoch nicht jedes Jahr angeritzt und geerntet werden, auch er braucht seine Erholungsphasen.

Weihrauch Arten

Der Weihrauchbaum zählt zur Gattung Boswellia mit etwa 25 bekannten Arten. Er findet sich in Indien, Eritrea, Somalia, Sudan, Äthiopien sowie im Oman. Folgende Arten sind von medizinischer Bedeutung:

  • Boswellia serrate stammt aus Indien und ist im Europäischen Arzneibuch monographiert. Anhand dieser Art werden die meisten Studien durchgeführt.
  • Boswellia papyrifera ist eine Weihrauchart, die hauptsächlich in den extrem kargen und kalksteinhaltigen Gebieten von Äthiopien, Somalia sowie in Eritrea und dem Sudan wächst. Er wird auch Äthiopischer Weihrauch genannt.
  • Boswellia sacra wächst in Somalia, dem Oman und im Jemen.
  • Boswellia craterii wird als Afrikanischer Weihrauch bezeichnet und stammt aus Eritrea/Afrika. Heute weiß man aus analytischen Untersuchungen, dass Boswellia sacra und Boswellia carterii die gleiche Art beschreiben.

Wirkmechanismen

Der Weihrauch besteht aus einem Gemisch pharmakologisch aktiver Substanzen und hat in der ayurvedischen Medizin eine lange Tradition. Zu den Inhaltsstoffen zählen ätherische Öle (bis zu 10%), Harzsäuren (50-80%), Schleimstoffe und Proteine. Der Großteil des Harzes besteht aus Terpenen, zu denen auch die Boswelliasäuren gehören.

Weihrauch wirkt nachweislich stark entzündungshemmend, schmerzlindernd, antibakteriell und beweist sich als einer der wirksamsten natürlichen Entzündungs-/ TNF-Hemmer. In der europäischen Naturheilkunde wird er seit Jahrtausenden zur Linderung von rheumatischen Krankheiten eingesetzt. Ferner dient Weihrauch zur unterstützenden Therapie chronisch- entzündlicher Darmerkrankungen.

Die antientzündliche Wirkung von Weihrauch beruht vor allem auf der Beeinflussung von Entzündungsmediatoren. Weihrauch unterdrückt nicht nur die Entzündungen, sondern hemmt die Aktivierung, ähnlich  wie Cortison bzw. Ibuprofen. Allerdings entstehen durch die Einnahme von Weihrauch keine Nebenwirkungen.

Boswelliasäuren spielen als entzündungshemmende Substanzen des Weihrauchs eine bedeutende Rolle. Zudem werden weitere Substanzen wie Lupansäure, Robursäure, Ursolsäure, Tirucallsäure und Incensolacetat mit antientzündlichen Eigenschaften beobachtet. Das deckt sich mit der traditionellen Anwendung von Weihrauch bei Entzündungsprozessen. Die Effekte kommen über die Beeinflussung zahlreicher Targets wie der 5-Lipoxygenase, NF-Kappa B, TNF-Alpha, Cathepsin G und Prostaglandin E Synthase-1 zustande.

Dabei zeigen Studien, dass die Boswelliaverbindungen gezielt die Leukotriensynthese und somit die Bildung des Entzündungsenzym 5-Lipoxygenase blockieren. Zudem greifen sie an entzündungsfördernden Proteasen wie der Leukozytenelastase oder dem Cathepsin G an. Dadurch wird nicht nur ein Angriff der aggressiven Proteasen abgemildert, sondern auch die Entzündung positiv beeinflusst. Proteasen bewirken eine Spaltung körpereigener und fremder Eiweiße. Diese Funktion ist im Verlauf einer Entzündung notwendig, um Immunzellen den Zutritt zum Entzündungsherd zu ermöglichen und die Entzündung zu bekämpfen. Durch die Hemmung der Proteasen werden die Einwanderung von Immunzellen und eine Ausbreitung der Entzündung unterdrückt. Zusätzlich wird die signaltechnische Steuerung des Entzündungsgeschehens gestört, sodass der Körper an der entzündeten Stelle keine Botenstoffe aus Immunzellen mehr freisetzt, die die Entzündung weiter anfachen könnten.

Ferner wirkt der Boswellia-Extrakt stabilisierend auf Mastzellen und hemmt auf dosisabhängige Weise die Histamin-Freisetzung durch ebendiese. Histamin ist ein Entzündungsmediator, der bei Allergien wie z. B. Asthma eine wichtige Rolle spielt.

Indikationen

  • Entzündliche Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
    Arthritis ist eine entzündliche, schubweise verlaufende Gelenkerkrankung. Bei der Arthrose handelt es sich um eine degenerative Veränderung der Gelenke. Zu Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises zählen im Allgemeinen die rheumatoide Arthritis, “aktivierte Arthrose”, Psoriasis- Arthritis und die Gicht-Arthritis. Fehlgeleitete Autoimmunprozesse führen dazu, dass sich körpereigene Antikörper gegen das Knorpelgewebe richten, es angreifen und dadurch das Gelenk nach und nach zerstören. Während bei der Arthrose ausschließlich Schmerzen im betroffenen Gelenk auftreten, kommt es bei der Arthritis zu einer Vielzahl von Symptomen, wie Gelenkschmerzen, Gelenkschwellungen, Fieber, starker Müdigkeit und Appetitlosigkeit.

    Die Wirksamkeit von Weihrauch bei entzündlichen Gelenkkrankheiten ist in zahlreichen Studien belegt. Durch seine entzündungshemmende Wirkung lindert Weihrauch akute Rheuma-Schübe und reduziert Entzündungen in den Gelenken, wenn es über längere Zeit hinweg eingenommen wird. Dies zeigen Patienten-Studien mit Stress-Arthritis in den Händen und mit Knie-Arthrose. Die schmerzlindernden, abschwellenden und entzündungshemmenden Eigenschaften führen zu einer deutlichen Reduktion von Entzündungsmarkern und zur Verbesserung von Schmerzen und der Beweglichkeit.

  • Therapiebegleitend bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
    Schubweise oder kontinuierlich auftretende, entzündliche Veränderungen des Darms werden unter dem Sammelbegriff chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) zusammengefasst. Hierbei kommt es zu einer Fehlreaktion des Immunsystems, wodurch ein Überschuss an entzündungsfördernden Stoffen in der Darmwand ausgeschüttet wird, was ein Entstehen von Entzündungen im Darm zur Folge hat. CED umfasst alle Entzündungen der Darmschleimhaut sowie Leaky-Gut, Reizungen in Dünndarm (Enteritis) bzw. Dickdarm (Colitis), Reizdarm oder auch Dyspepsie (Reizmagen). Darüber hinaus umfasst der Begriff CED auch Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.

    Der Einsatz von Weihrauch-Extrakten eignet sich aufgrund der antientzündlichen Eigenschaften hervorragend zur unterstützenden Therapie von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Weihrauch bewirkt ein Abklingen der Entzündungen im Gastrointestinaltrakt. Die geschädigte Darmschleimhaut kann sich wieder regenerieren und die Darmfunktionen werden normalisiert.

  • Asthma und Allergie
    Weihrauch-Extrakt kann die Beschwerden von Asthmatikern lindern und zu einer Verbesserung der Lungenfunktion führen. Bei Allergikern kommt es während einer Heuschnupfensaison zu einer signifikanten Abnahme allergischer Symptome und Infektionen der oberen Atemwege.

Anwendungsempfehlungen

Die empfohlene Tagesdosis sollte mit reichlich Flüssigkeit zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Aufgrund der milden Wirkung der naturheilkundlichen Wirkstoffe  ist eine Anwendung über einen längeren Zeitraum empfehlenswert und auch möglich.

Erfahrungen zeigen, dass die Anfangsdosis von Weihrauch in der akuten Phase relativ hoch sein sollte, damit ein Therapieerfolg in den ersten 2 Monaten ersichtlich wird. Daher sollte in der Akutphase die empfohlene Tagesdosis für 2-3 Wochen deutlich erhöht werden. Für die Erhaltungsphase sollte die Tagesdosis über mehrere Monate hinweg langsam reduziert werden. Bei sensiblen Patienten kann die Erhöhung der Tagesdosis auch mit einer einschleichenden, aufsteigenden Dosierung begonnen werden. Abhängig vom Beschwerdebild kann anschließend die Dosis langsam bis zur individuellen Erhaltungsdosis reduziert werden.

Praxistipp

Im medizinischen Bereich zählt Boswellia serrata (Indischer Weihrauch) zur am häufigsten eingesetzten Art. Da die Studienlage beim Indischen Weihrauch auch am besten ist, wurde diese Weihrauch-Art ins Europäische Arzneibuch aufgenommen. Dies ist für die medizinische Verwendung von Weihrauch und für die Herstellung pharmazeutischer Rezepturen (Arzneimittel) von großer Wichtigkeit.

Die Unterschiede der einzelnen Arten liegen vor allem an der mengenmäßigen Verteilung der verschiedenen Inhaltsstoffe. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Boswelliasäuren gattungsspezifische chemische Bestandteile der Boswellia-Arten darstellen, auch wenn die Mengen zwischen verschiedenen Boswellia-Arten und -Qualitäten variieren. So enthält z.B. Boswellia serrata über 60 % Boswelliasäuren mit antiinflammatorischer Wirkung. Boswellia carterii hat etwa den gleichen Anteil an Boswelliasäuren, allerdings ist laut Studien die antiinflammatorische Wirkung etwa um den Faktor 10 höher. Die Ergebnisse von Versuchsreihen zeigen, dass durch die Einnahme von Boswellia carterii erhöhte TNF-Spiegel statistisch signifikant und dosisabhängig gesenkt werden können. Ähnlich wirksam ist nur das chemische Mittel Cortison-Derivat Prednisolon.

Zudem weisen neueste Studien darauf hin, dass B. carterii-Extrakte neuroprotektive Wirkungen besitzen. Der Extrakt zeigt antidepressive Eigenschaften, Resistenz gegen durch zerebrale Ischämie verursachte Entzündungen, Förderung der Neuroentwicklung und Resistenz gegen Alzheimer. Die Fähigkeit von B. carterii, die Nervenentwicklung zu fördern, könnte mit seiner Fähigkeit zusammenhängen, die CaMKII mRNA-Expression zu erhöhen. Der entzündungshemmende Inhaltsstoff Incensolacetat reduzierte die NF-κB-Aktivität und die GFAP-Expression im Gehirn, zeigt antidepressive Wirkungen in akuten und chronischen Behandlungsfällen und reduziert die Entzündungsreaktion des Nervengewebes über den NF-κB-Weg. Außerdem zeigten die Triterpensäuren Zytotoxizität bei Neuroblastom.

Literatur

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